Die Ökologiebewegung ist angetreten, das inhaltliche und formale Aussehen der zukünftigen Welt zu konzipieren. Dies ist in erster Linie nicht eine wirtschaftliche, politische oder wissenschaftliche Frage, sondern vor allem eine kulturelle Aufgabe. Die Ökologiebewegung ist, richtig verstanden, die Kulturbewegung an der Wende zum nächsten Jahrhundert. Ihre grundsätzliche Haltung ist visionär, kritisch und widerspruchsfreudig, prospektiv und innovativ. Um ihre Ziele zu erreichen, agiert sie tabuverletzend und radikal; sie zerstört tradierte Barrieren und beschreitet ständig neue, ungewisse Wege; sie denkt plural und zugleich ganzheitlich. Damit ist ein Spektrum an Grundvoraussetzungen bestimmt, das besonders im 20. Jahrhundert mit dem Hervorbringen von Kunst verbunden wird. In dieser Parallelität der Haltung und nicht in der Orientierung an konsensfähigen Formen, in der Benutzung propagandaträchtiger „Namen“ und in der Suche nach biologisch untermauerten ästhetischen Normen sind jene Anknüpfungspunkte zu finden, die einen Brückenschlag zwischen künstlerischen und ökologischen Strategien ermöglichen könnten.

(Auszug aus dem Symposionsbericht Kunst und Ökologie von Dieter Bogner, in: Kunstforum International, Bd. 93, Köln 1988, S. 56)