Bilderserie für Salon / Foto: Franz Schachinger
4 Bilder für einen Stuckrahmen an der Wand
Acryl auf Leinwand, je 70 x 90 cm
Ausführung 1985/93
Raum: Blauer Salon, ebenerdig
Annäherungen an einen Ort. Zu einer Serie von Bildern
Seit vielen Jahren Besucher und Freund des Schlosses Buchberg und seiner Besitzer, sollte KAMINSKY 1985 für einen in die Wand eingelassenen Stuckrahmen aus den dreißiger Jahren im „blauen Salon“ ein Bild malen. Im mittelalterlichen Trakt des Schlosses gelegen, beherbergt der Salon, den ‒ bis auf die neueren Stuckrahmen für einen großen Spiegel und den erwähnten Bilderrahmen ‒ Spätrenaissance-Stuck schmückt, ein großes Speisezimmer; durch seine Fenster ist genau jenes Stück Landschaft zu sehen, das KAMINSKY beim Malen des ersten Bildes der Serie „vor Augen“ hatte. Im Erleben der zu diesem Zeitpunkt frühsommerlichen Landschaft und dem Ort an sich entstand ein für KAMINSKYs Werk ungewöhnlich farbiges Bild. Kurz angesetzte überschichtete Pinselstriche in vielen Farben überziehen die Leinwand und bilden eine gerichtete geordnete Struktur, die in Bewegung zu sein scheint.
Nachdem auf diese Weise ein „Sommer-Bild“ entstanden war, lag es auf der Hand, das Malen bei nächsten Besuchen fortzusetzen; noch im selben Jahr entstanden zwei weitere Bilder, die beide zeichnerische Komponenten aufweisen ‒ damit eine Eigenart KAMINSKYscher Intentionen verdeutlichen ‒ und den Herbst- und Winterstimmungen der Landschaft zuzuordnen sind: Das eine, auf den ersten Blick fast monochrom wirkend, läßt jedoch rasch unterschiedlichste Strukturen erkennen. Durch Überlagerung der einzelnen Malschichten entstehen Verdichtungen, die den Betrachter aber dennoch Silberstiftlinien sowie langgezogene Pinselstriche und durchscheinende Farbe wahrnehmen läßt. Das andere farbigere Bild, dessen Dichte ebenso durch zahlreiche Schichten aufgebaut wurde, scheint durch flüchtig aber gezielt gesetzte zeichenhafte Pinselstriche richtiggehend aufgebrochen zu sein. Erst Jahre später, im Frühling 1993, entstand schließlich das letzte Bild des Zyklus, das durch breit gesetzte Pinselstriche und durch die starke Farbigkeit des Gelb (Kadmiumcitron) im Gegensatz zum Weiß (deckendes Titan und lasierendes Zinkweiß) und zum hellen Grau betont wird.
Allen Bildern KAMINSKYs gemeinsam sind ihre vielschichtigen Strukturen; das Zusammenspiel von Ausgewogenheit und gleichzeitiger Ruhelosigkeit, von Flächigkeit und gleichzeitiger Räumlichkeit, von Überlagerungen und Offenbarungen ermöglicht dem Betrachter zahlreiche Assoziationen.
(Auszug dem Text Annäherungen an einen Ort. Zu einer Serie von Bildern von Thomas Kaminsky in Schloß Buchberg/Kamp von Martina Kandeler-Fritsch, in: THOMAS KAMINSKY. SALON, Buchberg 1994)