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Blick in die Rauminstallation / Foto: Joerg Burger
1986
John Hilliard
o. T.


Fotoinstallation

Fotodruck auf Teppichgewebe (Boden) und auf Textiltapete (Decke)

Maße: je 504 x 271 cm

Raummaße: 605 x 365 x 380 cm

Entwurf 1984/85, Ausführung 1986

Raum: Nordtrakt, 1. Obergeschoss


Die Einladung an JOHN HILLIARD, für Schloß Buchberg ein auf einen Raum bezogenes Werk zu schaffen, hat den Künstler dazu angeregt, eine neue Art der Gegenüberstellung von Photographien zu realisieren. Ausgehend von der konkreten, vorgegebenen Raumsituation hat er sich zu einer Platzierung eines Lichtbildes an der Decke und eines auf dem Boden entschlossen: Die vorhandene Stuckumrahmung des Plafonds erinnerte ihn an den Platz für Deckengemälde ‒ als Entsprechung dazu ergab sich der Teppich. Nicht nur das vis-à-vis der beiden für die Bilder vorgesehenen Raumteile, sondern auch die heute möglichen Unterschiede der Oberflächen von Photographien ließen das Deckenbild als Spiegel des Bodens assoziieren: Diese ‒ HILLIARD selbst nennt sie „paradoxe” ‒ Situation, die sich so wesentlich vom üblichen „Gegenüber” zwischen Photographen und Objekt, dem horizontal gerichteten Blick, unterschied, provozierte im Künstler die Erinnerung an ein Bild des Modephotographen Helmut Newton, der in einem Bordell in Paris auf dem Bett ausgestreckt seine Reflexion im Deckenspiegel porträtierte, während eine nackte Frau auf ihm lag. Diese Szenerie „stellte“ Hilliard nach. Doch durch die scheinbare Verdoppelung des Bildes verändert sich die gesamte Aussage der Arbeit. Nur im ersten Moment wird der Betrachter dazu verführt, an eine Spiegelung der Aufnahme zu denken. Tatsächlich entstanden im gleichen Augenblick zwei Aufnahmen, eine durch die Kamera des „Voyeurs", eine zweite durch einen Apparat, der oberhalb der verspiegelten Decke angebracht war. Hinweise auf diese Herstellungsweise hat HILLIARD bewußt in die beiden Photographien integriert. Damit relativiert sich nicht nur die Rolle des Beobachters hinter der Kamera, der selbst „beobachtet” wird, sondern auch die des „Opfers”, also das Gegenüber: Während im Spiegelbild die Frau das Opfer des männlichen Voyeurismus ist, erscheint in der Szene am Boden eher der Mann als „Opfer" einer Attacke der Frau. Diese unterschiedliche Möglichkeit der Deutung impliziert auch eine Umkehrung der Attitüde Helmut Newtons.


JOHN HILLIARD hat eine Formulierung Dieter Bogners aufgegriffen, wenn er sagt, er wolle ein „Gleichgewicht von formalen Aspekten und Inhalten" bewirken. Tatsächlich bedeutet die Installation einen neuen Aspekt sowohl für Buchberg als auch für HILLIARD: Erstmals ist hier im Schloß die Photographie einbezogen worden, und damit auf die Betonung rein formaler und abstrakter Strukturen in Raumgestaltungen zugunsten auch inhaltlicher Deutungen verzichtet worden.


(Auszug aus einem Text von Monika Faber, in: JOHN HILLIARD RAUMKONZEPT BUCHBERG VI, 1989)


Erstpräsentation im Rahmen des Buchberger Sommers 1986


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