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Farbintervention, 2006 / Foto: Joerg Burger

2006
OSKAR PUTZ
Farbintervention

Farbraumgestaltung
Wandfarbe Magenta
Raummaße: 900 x 700 cm
Entwurf 2005, Ausführung 2006
Raum: Eingangshalle

With pink, artists take a position“ (Barbara Nemitz)


Monochrome Verfremdung


Es gibt wenige Farben, die so stark polarisieren wie Pink. In jedem Fall auffällig, steht es auf der einen Seite für künstliche Schönheit, auf der anderen Seite wird es oft als „shocking“ und daher deplatziert empfunden. Grund genug für OSKAR PUTZ bei der Gestaltung eines Raumes in Schloss Buchberg genau jene Farbe zu wählen, die vor dem Hintergrund des historischen Bauwerks wie ein Fremdkörper wirken muss. Der Raum, der dem Künstler für seine Farbintervention zugedacht wurde, ist die Eingangshalle, die zugleich als Verteiler fungiert. Dementsprechend gibt es vier Türen sowie zwei Treppen: zu den Wohnräumen, hinauf in die Kunstsammlung, hinunter in die Bibliothek und in den Keller. Somit ergeben sich deutliche Niveauunterschiede. Zur Raumstruktur gehören weiters vier Säulen, drei Fenster, die Eingangstür. Von „Unraum“ zu sprechen, würde zu weit gehen, nichtsdestotrotz handelt es sich um einen Bereich, der über wenig geschlossene Flächen verfügt. Durch die Öffnungen entstehen Löcher im Raumgefüge, gleich einem „Schweizer Käse“, wie es OSKAR PUTZ formuliert. Durch die Deckenbögen mit geometrischem Stuckverlauf ist zudem eine dominante Raumgliederung gegeben. Farben benötigen jedoch Flächen.

Während in den ersten Entwürfen zur Gestaltung der Eingangshalle noch insgesamt fünf Farben involviert waren, stellte sich für OSKAR PUTZ aufgrund der vorhandenen architektonischen Gegebenheiten bald heraus, dass der Ornamentik, den „Schnörkeln“ des 19. Jahrhunderts, nur einer dieser Farbtöne gewachsen war: besagtes Pink. Die Farbbezeichnung „Pink“ entspringt dem modernen Wortschatz. Als Synonym kann auch Purpur verwendet werden, das als Wort mit antiken Wurzeln mehr „Hochrot“ bezeichnet. Magenta wiederum stellt einen physikalischen Begriff dar. Rosa, am engsten synonymisch mit Pink verwandt, ist jedoch sanfter konnotiert.

Bei der Farbe, die OSKAR PUTZ gewählt hat, handelt es sich um einen Ton, der an keinem anderen Ort des Schlosses zu finden ist. Passend zu seiner Künstlichkeit, ist die handelsübliche Bezeichnung der Wandfarbe „e-mail“. Bei einem anderen Hersteller hieße der Ton vielleicht auch „action“. Auf jeden Fall beruft sich die Produktbenennung auf ein modernes Lebensmotto.

So konstatiert auch die Künstlerin Barbara Nemitz: „Pink represents emancipation of the burden of reality and traditional norms.“ Wie auch die Sammlung zeitgenössischer Kunst in einem durch Renaissance-Architektur geprägten Schloss überrascht, versteht sich die Farbintervention als erfrischende Position, die den repräsentativen Charakter des Eingangsbereichs neu interpretiert. Denn bei gewissen Lichtstimmungen wird der Raum durch einen bläulichen Schimmer überzogen, der eine mystisch-christliche Konnotation des Übergangs durchwegs zulässt.

OSKAR PUTZ ist überzeugt, dass bei gleicher Auftragslage ein Künstler in der Renaissance in die Bögen hineingemalt hätte. Er jedoch lässt Felder entstehen. Der untere Bereich ist monochrom in Magenta gehalten, während die darüber liegenden Flächen weiß gestrichen wurden. In der Reflexion der Farbe überzieht jedoch der sattrote Violett-Ton auch die eigentlich nicht farbige Decke. Es scheint, als würde die rote Mauer unter dem Weiß durchgehen. Schon der Philosoph Ludwig Wittgenstein setzte sich mit einem ähnlichen Phänomen in seinen Bemerkungen über die Farbe auseinander: „Man könnte auch sagen, es sei eine Regel für den Maler: Wenn du etwas Weißes hinter einem durchsichtigen Roten darstellen willst, so musst du´s rot malen. Malst du´s weiß, so sieht es nicht hinter dem Rot liegend aus.“ Die Beschäftigung Wittgensteins mit der Frage von Raum und Farbe findet sich auch im Manuskriptband Philosophische Bemerkungen wieder, die in Zusammenhang mit seinen architektonischen Überlegungen zum Wittgenstein-Haus entstanden: „Es ist klar, daß es keine Relation des ,Sich Befindens´ gibt die zwischen einer Farbe+einem Ort bestünde in dem sie ,sich befindet´! Es gibt kein Zwischenglied zwischen Farbe+Raum. Farbe+Raum sättigen einander.“


(Auszug aus dem Textbeitrag von Theresia Hauenfels in Oskar Putz. Farbinventionen, Kunstraum Buchberg 2007)

Erstpräsentation im Rahmen der Ausstellung Raumkunst.Kunstraum 2006

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